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Dankwartstr. 55 (Quartier 54)

Straßenansicht 2005

Hofansicht 2003

Altes Stadtbuch 1680: Nrn. 196 (Nord; Haus, ehemals Backhaus) und 197 (Süd; Schmiede)

Wasserleitungsplan 1710: wohl nur das nördliche Haus mit Wasserleitungsanschluss

Glashoff-Karte 1833: Nrn. 108 (Nord) und 107 (Süd)

   


Auszug Stadtbildatlas 1993

 

Grundstück und Bebauung
Das Grundstück liegt am südlichen Ende der Dankwartstraße, in der Nähe des ehemaligen Mecklenburger Tores. Die Bebauung besteht heute aus zwei zweigeschossigen Giebelhäusern.
Auf der Glashoff-Karte 1833 ist das nördliche Gebäude wesentlich länger, das südliche wesentlich kürzer dargestellt als der heutige Bestand. Auf dem Wasserleitungsplan 1710 ist lediglich das nördliche Gebäude bereits als Giebelhaus dargestellt, das südliche Gebäude hingegen als hohes, vermutlich zweigeschossiges Traufenhaus.

Datierungen
Kellerdecke: 3 Proben, Kiefer, nicht datierbar; 9 Proben, Eiche, davon 2 Proben „um oder nach 1385“ und 3 Proben „um oder nach 1740“

Kurzbeschreibung und bauhistorische Wertung
Das heute als Doppelgiebelhaus erscheinende Gebäude setzt sich aus zwei baugeschichtlich sehr unterschiedlichen Haushälften zusammen. Während in der nördlichen Haushälfte offensichtlich ein älteres Giebelhaus der Zeit vor 1800 steckt, dürfte die südliche Hälfte in der heutigen Form erst in der zweiten Hälfte des 19. Jh. entstanden sein. Die gesamte Bebauung wurde im 19./20. Jh. durchgreifend verändert.

Die heutige Straßenfassade in Formen der Neorenaissance gestaltet; im nördlichen Giebel offensichtlich noch ältere Gliederungen erhalten (drei Lukenreihen, Maueranker?); die Haustür noch aus dem 18. Jh. (zweiflügelige aufgedoppelte Brettertür, mittlere hohe „Füllungen“ mit geschweiften Auflagen, breite Schlagleiste als Pilaster mit korinthischem Kapitell und Postament). Die Hoffassade im 19./20. Jh. ziegelsichtig erneuert (vgl. die in der Glashoff-Karte 1833 dargestellten Gebäudelängen!).

Die nördliche Haushälfte im Keller noch mit mittelalterlichen Außenwänden (Ausnahme: Rückwand) und älterer Holzbalkendecke, die Brandmauer zwischen den beiden Haushälften auch in EG und OG vermutlich erhalten. Die südliche Haushälfte offensichtlich vollständig im 19. Jh. neu errichtet. Dachwerk der südlichen Hälfte mit gestemmten Abbundzeichen, wegen des Dachausbaus keine weiteren Details erkennbar.

Eigentümer und Bewohner im 17. und 18. Jahrhundert
Hinweis: aufgeführt sind nur die Eigentümer und Bewohner für das nördliche Haus (Altes Stadtbuch Nr. 196). Das südliche Haus hat bis in die erste Hälfte des 19. Jh. andere Eigentümer.
• Jochim Reimers (Mitgift, 1609)
• Jochim Reimers Kinder (Erbe, 1611)
• Daniel Reimers (1635)
• Jochim Reimers (Kauf, 1642)
Türkensteuerregister 1665: Jochim Reimers, ehemals Bäcker, und Frau 40 Schilling. Dieser Eintrag bezieht sich auf zwei Grundstücke in der Bliedenstraße (Altes Stadtbuch Nrn. 507 und 509), die zu dem Grundstück Dankwartstraße 55 gehörten.
• Adam Scheffel
• Daniel Hintzen Witwe und deren Erben (vermutlich vor 1725, nachgetragen)
• Herman von der Fehr (Kauf, vermutlich vor 1725, nachgetragen)
• Jacob von der Fehr (Kauf, vermutlich vor 1725, nachgetragen)
• Hieron. Daniel Blomdahl (vermutlich vor 1725, nachgetragen)
• David Evers Erben (aus Konkurs, vermutlich vor 1725, nachgetragen)
• Daniel Grebbin (Kauf, 1725)
• Joh. Friedrich Rohland (Kauf aus Konkurs, vermutlich vor 1747, nachgetragen)
• Ehrenreich Casp. Griesenbeck (Kauf, vermutlich vor 1747, nachgetragen)
• Joh. Diedrich Flohr (Kauf, 1747)
• Johann Peter Breslag (Kauf, 1762)
• Johann Christoph Röring (Kauf, vermutlich vor 1830, nachgetragen)
Volkszählung 1799, Nr. 870: Gewürzkrämer Röring und Frau, 1 männliches, erwachsenes Kind bzw. Hausgenosse über 12 Jahren, 3 Lehrburschen, 1 Knecht sowie 2 Mägde
• dessen Witwe Henrietta Dorothea, geb. Martens (testamentarisch, vermutlich vor 1830, nachgetragen)

Literatur und Quellen
• Institut für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR. Mecklenburgische Küstenregion. München 1990, S. 158. (dort unter Karl-Liebknecht-Str. 55)
• Akten der Hansestadt Wismar (Bauordnungs- und Denkmalamt, Stadtarchiv).
Dendrochronologisches Gutachten der Universität Hamburg, Fachbereich Biologie, Dipl.-Holzwirt Sigrid Wrobel, Mai 2008
• Hansestadt Wismar, Bauordnungs- und Denkmalamt, Christiane Bens: Dankwartstr. 55. Restauratorische Voruntersuchungen der Fassaden auf Architekturfarbigkeiten. Wismar 1994.
• Michael Both: Untersuchung zu Baualter und Denkmalwert ausgewählter Altbauten der Wismarer Altstadt. Diplomarbeit, Hochschule Wismar 2004. (masch.schr.)


 

 

Auszug Glashoff-Karte 1833

 

Auszug Wasserleitungsplan 1710