Grundstück
und Bebauung
Das Grundstück liegt am südlichen Ende der Dankwartstraße,
in der Nähe des ehemaligen Mecklenburger Tores. Die Bebauung besteht
heute aus zwei zweigeschossigen Giebelhäusern.
Auf der Glashoff-Karte 1833 ist das nördliche Gebäude wesentlich
länger, das südliche wesentlich kürzer dargestellt als
der heutige Bestand. Auf dem Wasserleitungsplan 1710 ist lediglich das
nördliche Gebäude bereits als Giebelhaus dargestellt, das
südliche Gebäude hingegen als hohes, vermutlich zweigeschossiges
Traufenhaus.
Datierungen
• Kellerdecke: 3 Proben, Kiefer, nicht datierbar; 9 Proben, Eiche, davon 2 Proben „um oder nach 1385“ und 3 Proben „um oder nach 1740“
Kurzbeschreibung
und bauhistorische Wertung
Das heute als Doppelgiebelhaus erscheinende Gebäude setzt sich
aus zwei baugeschichtlich sehr unterschiedlichen Haushälften zusammen.
Während in der nördlichen Haushälfte offensichtlich ein
älteres Giebelhaus der Zeit vor 1800 steckt, dürfte die südliche
Hälfte in der heutigen Form erst in der zweiten Hälfte des
19. Jh. entstanden sein. Die gesamte Bebauung wurde im 19./20. Jh. durchgreifend
verändert.
Die
heutige Straßenfassade in Formen der Neorenaissance gestaltet;
im nördlichen Giebel offensichtlich noch ältere Gliederungen
erhalten (drei Lukenreihen, Maueranker?); die Haustür noch aus
dem 18. Jh. (zweiflügelige aufgedoppelte Brettertür, mittlere
hohe „Füllungen“ mit geschweiften Auflagen, breite
Schlagleiste als Pilaster mit korinthischem Kapitell und Postament).
Die Hoffassade im 19./20. Jh. ziegelsichtig erneuert (vgl. die in der
Glashoff-Karte 1833 dargestellten Gebäudelängen!).
Die
nördliche Haushälfte im Keller noch mit mittelalterlichen
Außenwänden (Ausnahme: Rückwand) und älterer Holzbalkendecke,
die Brandmauer zwischen den beiden Haushälften auch in EG und OG
vermutlich erhalten. Die südliche Haushälfte offensichtlich
vollständig im 19. Jh. neu errichtet. Dachwerk der südlichen
Hälfte mit gestemmten Abbundzeichen, wegen des Dachausbaus keine
weiteren Details erkennbar.
Eigentümer
und Bewohner im 17. und 18. Jahrhundert
• Hinweis: aufgeführt sind nur die Eigentümer
und Bewohner für das nördliche Haus (Altes Stadtbuch Nr. 196).
Das südliche Haus hat bis in die erste Hälfte des 19. Jh.
andere Eigentümer.
• Jochim Reimers (Mitgift, 1609)
• Jochim Reimers Kinder (Erbe, 1611)
• Daniel Reimers (1635)
• Jochim Reimers (Kauf, 1642)
• Türkensteuerregister 1665: Jochim Reimers,
ehemals Bäcker, und Frau 40 Schilling. Dieser Eintrag bezieht sich
auf zwei Grundstücke in der Bliedenstraße (Altes Stadtbuch
Nrn. 507 und 509), die zu dem Grundstück Dankwartstraße 55
gehörten.
• Adam Scheffel
• Daniel Hintzen Witwe und deren Erben (vermutlich vor 1725, nachgetragen)
• Herman von der Fehr (Kauf, vermutlich vor 1725, nachgetragen)
• Jacob von der Fehr (Kauf, vermutlich vor 1725, nachgetragen)
• Hieron. Daniel Blomdahl (vermutlich vor 1725, nachgetragen)
• David Evers Erben (aus Konkurs, vermutlich vor 1725, nachgetragen)
• Daniel Grebbin (Kauf, 1725)
• Joh. Friedrich Rohland (Kauf aus Konkurs, vermutlich vor 1747,
nachgetragen)
• Ehrenreich Casp. Griesenbeck (Kauf, vermutlich vor 1747, nachgetragen)
• Joh. Diedrich Flohr (Kauf, 1747)
• Johann Peter Breslag (Kauf, 1762)
• Johann Christoph Röring (Kauf, vermutlich vor 1830, nachgetragen)
• Volkszählung 1799, Nr. 870: Gewürzkrämer
Röring und Frau, 1 männliches, erwachsenes Kind bzw. Hausgenosse
über 12 Jahren, 3 Lehrburschen, 1 Knecht sowie 2 Mägde
• dessen Witwe Henrietta Dorothea, geb. Martens (testamentarisch,
vermutlich vor 1830, nachgetragen)
Literatur
und Quellen
• Institut für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale
in der DDR. Mecklenburgische Küstenregion. München 1990, S.
158. (dort unter Karl-Liebknecht-Str. 55)
• Akten der Hansestadt Wismar (Bauordnungs- und Denkmalamt, Stadtarchiv).
• Dendrochronologisches Gutachten der Universität Hamburg, Fachbereich Biologie, Dipl.-Holzwirt Sigrid Wrobel, Mai 2008
• Hansestadt Wismar, Bauordnungs- und Denkmalamt, Christiane Bens: Dankwartstr. 55. Restauratorische Voruntersuchungen
der Fassaden auf Architekturfarbigkeiten. Wismar 1994.
• Michael Both: Untersuchung zu Baualter und Denkmalwert ausgewählter
Altbauten der Wismarer Altstadt. Diplomarbeit, Hochschule Wismar 2004.
(masch.schr.)