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Hinter dem Chor 6a, Kemladen (Quartier 2)

Traufansicht

Hofgiebel

Altes Stadtbuch 1680: Nr. 699 (Brauhaus)

Wasserleitungsplan 1710: mit Wasserleitungsanschluss

Glashoff-Karte 1833: Nr. 1613

   

 

Auszug Stadtbildatlas 1993

 

Grundstück und Bebauung
Das Grundstück liegt an der Hauptverkehrsstraße vom Markt zum Poeler Tor. Die Bebauung besteht heute aus dem zweigeschossigen giebelständigen Vorderhaus und dem zweigeschossigen Kemladen.
Auf der Glashoff-Karte 1833 sind Vorderhaus und Kemladen in denselben Umrissen dargestellt; zusätzlich gab es damals einen kleinen Anbau an dem Kemladen.

Datierungen
· Kemladen: 12 Proben, davon 7 Proben, Kiefer, „Winter 1656/57“ (2 Dachbalken, 2 Sparren, 2 Ständer, 1 Strebe) und 1 Probe, Eiche, „Winter 1372/73“ (Fachwerk-Riegel OG)

Kurzbeschreibung und bauhistorische Wertung
Hinter dem im 19. Jh. weitestgehend neu errichteten Vorderhaus ist ein Kemladen erhalten geblieben, dessen Holzgerüst aus der Mitte des 17. Jh. stammt. Detaillierte bauhistorische Untersuchungen fanden vor den Instandsetzungsarbeiten nicht statt. Die vorliegenden Informationen stammen von Baustellenbegehungen im Jahre 2004.

Der nicht unterkellerte zweigeschossige Kemladen liegt an der nördlichen Grundstücksgrenze. Das Erdgeschoss massiv in Ziegelmauerwerk mit großen Öffnungen (Fenster und Tür waren nicht mehr vorhanden), das Obergeschoss in Fachwerk. Das Obergeschoss kragt ca. 10 bis 15 cm vor (Stockwerksbauweise). Jeder zweite Fachwerkständer mit zwei Fußbändern abgesteift, die Deckenbalken des Erdgeschosses mit der profilierten Saumschwelle verkämmt. Im Obergeschoss sind an einigen Ständern noch Ausklinkungen für die Fenster erkennbar.

Im Inneren im Zuge der Bauarbeiten alle historischen Einbauten entfernt; die westliche Giebelwand, Bereiche der Längswände sowie Teile der Fachwerkkonstruktion und der Ausfachungen erneuert. Auffallend die langen Streben, die von jedem Fachwerkständer zur Kehlbalkenlage führen.

Die Dachkonstruktion als Kehlbalkendach mit einer Kehlbalkenlage, 12 Gebinde, Dachneigung ca. 54 Grad. Die Firstverbindung als Scherzapfen, die Sparren-Kehlbalken-Verbindung als Schwalbenschwanzblatt mit Holz- und Fugennagel. Auf der Nordseite geschlagene, auf der Südseite geritzte Abbundzeichen mit Fähnchen, römische Zählweise, nach Westen ansteigend.

Eigentümer und Bewohner im 17. und 18. Jahrhundert
· Ilsabe, Jürgen Rathken Witwe (Erbe, 1592)
· Hans Koop (Erbe, vermutlich vor 1654, nachgetragen)
· Herr (Ratsherr?) Dan. Maak (Kauf, 1654)
· Türkensteuerregister 1665: Brauer Jochim Sasse und Frau, Magd, Sterke und Schwein, 3 Reichstaler und 18 Schilling
· Jochim Sasse (Kauf, 1669); Bürgerbuch: Jochim Sasse, 14.08.1652, Bürgersohn
· Hinweis: es ist unklar, ob Jochim Sasse oder Daniel Maak Bauherr des Kemladens war. In Steuerregistern ist Sasse hier ab 1662 nachweisbar.
· dessen Witwen und Erben Erbe, 1710)
· dessen Sohn Johan. Saßen (1710); Bürgerbuch: Johann Sasse, 18.11.1702, Brauer, Bürgersohn
· Hinrich Niese (Kauf, 1710); Bürgerbuch: Hinrich Niese, 14.11.1707, Brauer, Bürgersohn
· Maria Rathken, Niesen Witwe, nun Balth. Grützmans Ehefrau (Kauf, 1718)
· Balthasar Herman Grützman (Erbe, 1734); Bürgerbuch: Baltzer Grützmann, 31.05.1711, Brauer, Bürgersohn
· Jochim Grebbin (Kauf, 1736)
· Hans Anders (Rechtstitel, Kauf, 1747)
· dessen Erben, namentlich die Witwe Margareta Elisabeth Schrödern (Erbe und Kauf 1755)
· deren 2ter Ehemann Jochim Wittenburg (Erbe und Kauf, vermutlich vor 1793, nachgetragen); Bürgerbuch: Jochim Wittenburg, 30.05.1758, Brauer und Kaufmann, Bürger ersten Standes
· Die 3 geistlichen Hebungen: Georgi geistliche Hebung, Schwarzes Kloster und St. Marien Armbeutel (Zuweisung kraft Richterspruch, vermutlich vor 1793, nachgetragen)
· Johann Gottfried Mensch (Kauf, vermutlich vor 1793, nachgetragen)
· Jochim David Strempel (Kauf, 1793); Bürgerbuch: Jochim David Strempell, 23.10.1783, Kaufmann, Bürgersohn
· dessen Gläubiger (1798)
· Volkszählung 1799, Nr. 624: Tischler Rittner und Frau, 2 Kunst- und Handwerksgesellen, 1 Lehrbursche und 1 männliches Kind bzw. Dienstbote unter 12 Jahren sowie 1 Magd
· Gustav Christoph Rittner (Zuweisung kraft Richterspruch, vermutlich vor 1811, nachgetragen); Bürgerbuch: Gustav Christoph Ritner, 15.08.1797, Tischleramtsmeister, Bützow

Literatur und Quellen
· Institut für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR. Mecklenburgische Küstenregion. München 1990, S. 174.
· Akten der Hansestadt Wismar (Bauordnungs- und Denkmalamt, Stadtarchiv).
· Dendrochronologisches Gutachten der Universität Hamburg, Fachbereich Biologie, Dipl.-Holzwirt Sigrid Wrobel, Oktober 2002.
· Architekturbüro Zielenkiewitz: Bestandszeichnungen M 1:50 (Grundrisse, Schnitte, Ansichten), Wismar 1995.


 

Auszug Glashoff-Karte 1833

 

Auszug Wasserleitungsplan 1710,
zugehöriges Vorderhaus