Grundstück
und Bebauung
Das Grundstück liegt an der Hauptverkehrsstraße vom Markt
zum Poeler Tor. Die Bebauung besteht heute aus dem zweigeschossigen
giebelständigen Vorderhaus und dem zweigeschossigen Kemladen.
Auf der Glashoff-Karte 1833 sind Vorderhaus und Kemladen in denselben
Umrissen dargestellt; zusätzlich gab es damals einen kleinen Anbau
an dem Kemladen.
Datierungen
· Kemladen: 12 Proben, davon 7 Proben, Kiefer, „Winter
1656/57“ (2 Dachbalken, 2 Sparren, 2 Ständer, 1 Strebe) und
1 Probe, Eiche, „Winter 1372/73“ (Fachwerk-Riegel OG)
Kurzbeschreibung
und bauhistorische Wertung
Hinter dem im 19. Jh. weitestgehend neu errichteten Vorderhaus ist ein
Kemladen erhalten geblieben, dessen Holzgerüst aus der Mitte des
17. Jh. stammt. Detaillierte bauhistorische Untersuchungen fanden vor
den Instandsetzungsarbeiten nicht statt. Die vorliegenden Informationen
stammen von Baustellenbegehungen im Jahre 2004.
Der
nicht unterkellerte zweigeschossige Kemladen liegt an der nördlichen
Grundstücksgrenze. Das Erdgeschoss massiv in Ziegelmauerwerk mit
großen Öffnungen (Fenster und Tür waren nicht mehr vorhanden),
das Obergeschoss in Fachwerk. Das Obergeschoss kragt ca. 10 bis 15 cm
vor (Stockwerksbauweise). Jeder zweite Fachwerkständer mit zwei
Fußbändern abgesteift, die Deckenbalken des Erdgeschosses
mit der profilierten Saumschwelle verkämmt. Im Obergeschoss sind
an einigen Ständern noch Ausklinkungen für die Fenster erkennbar.
Im
Inneren im Zuge der Bauarbeiten alle historischen Einbauten entfernt;
die westliche Giebelwand, Bereiche der Längswände sowie Teile
der Fachwerkkonstruktion und der Ausfachungen erneuert. Auffallend die
langen Streben, die von jedem Fachwerkständer zur Kehlbalkenlage
führen.
Die
Dachkonstruktion als Kehlbalkendach mit einer Kehlbalkenlage, 12 Gebinde,
Dachneigung ca. 54 Grad. Die Firstverbindung als Scherzapfen, die Sparren-Kehlbalken-Verbindung
als Schwalbenschwanzblatt mit Holz- und Fugennagel. Auf der Nordseite
geschlagene, auf der Südseite geritzte Abbundzeichen mit Fähnchen,
römische Zählweise, nach Westen ansteigend.
Eigentümer
und Bewohner im 17. und 18. Jahrhundert
· Ilsabe, Jürgen Rathken Witwe (Erbe, 1592)
· Hans Koop (Erbe, vermutlich vor 1654, nachgetragen)
· Herr (Ratsherr?) Dan. Maak (Kauf, 1654)
· Türkensteuerregister 1665: Brauer Jochim
Sasse und Frau, Magd, Sterke und Schwein, 3 Reichstaler und 18 Schilling
· Jochim Sasse (Kauf, 1669); Bürgerbuch: Jochim Sasse, 14.08.1652,
Bürgersohn
· Hinweis: es ist unklar, ob Jochim Sasse oder
Daniel Maak Bauherr des Kemladens war. In Steuerregistern ist Sasse
hier ab 1662 nachweisbar.
· dessen Witwen und Erben Erbe, 1710)
· dessen Sohn Johan. Saßen (1710); Bürgerbuch: Johann
Sasse, 18.11.1702, Brauer, Bürgersohn
· Hinrich Niese (Kauf, 1710); Bürgerbuch: Hinrich Niese,
14.11.1707, Brauer, Bürgersohn
· Maria Rathken, Niesen Witwe, nun Balth. Grützmans Ehefrau
(Kauf, 1718)
· Balthasar Herman Grützman (Erbe, 1734); Bürgerbuch:
Baltzer Grützmann, 31.05.1711, Brauer, Bürgersohn
· Jochim Grebbin (Kauf, 1736)
· Hans Anders (Rechtstitel, Kauf, 1747)
· dessen Erben, namentlich die Witwe Margareta Elisabeth Schrödern
(Erbe und Kauf 1755)
· deren 2ter Ehemann Jochim Wittenburg (Erbe und Kauf, vermutlich
vor 1793, nachgetragen); Bürgerbuch: Jochim Wittenburg, 30.05.1758,
Brauer und Kaufmann, Bürger ersten Standes
· Die 3 geistlichen Hebungen: Georgi geistliche Hebung, Schwarzes
Kloster und St. Marien Armbeutel (Zuweisung kraft Richterspruch, vermutlich
vor 1793, nachgetragen)
· Johann Gottfried Mensch (Kauf, vermutlich vor 1793, nachgetragen)
· Jochim David Strempel (Kauf, 1793); Bürgerbuch: Jochim
David Strempell, 23.10.1783, Kaufmann, Bürgersohn
· dessen Gläubiger (1798)
· Volkszählung 1799, Nr. 624: Tischler
Rittner und Frau, 2 Kunst- und Handwerksgesellen, 1 Lehrbursche und
1 männliches Kind bzw. Dienstbote unter 12 Jahren sowie 1 Magd
· Gustav Christoph Rittner (Zuweisung kraft Richterspruch, vermutlich
vor 1811, nachgetragen); Bürgerbuch: Gustav Christoph Ritner, 15.08.1797,
Tischleramtsmeister, Bützow
Literatur
und Quellen
· Institut für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale
in der DDR. Mecklenburgische Küstenregion. München 1990, S.
174.
· Akten der Hansestadt Wismar (Bauordnungs- und Denkmalamt, Stadtarchiv).
· Dendrochronologisches Gutachten der Universität Hamburg,
Fachbereich Biologie,
Dipl.-Holzwirt Sigrid Wrobel,
Oktober 2002.
· Architekturbüro Zielenkiewitz: Bestandszeichnungen M 1:50
(Grundrisse, Schnitte, Ansichten), Wismar 1995.