Grundstück und Bebauung
Das Grundstück liegt an der Ecke Runde Grube/Frische Grube, direkt
am Hafen. Die Bebauung besteht heute aus dem zweigeschossigen traufständigen
Eckhaus, einem zweigeschossigen traufständigen Anbau an der Frischen
Grube und einem eingeschossigen Anbau mit Flachdach auf der Hofseite.
Auf der Glashoff-Karte 1833 ist das Eckhaus mit dem Anbau an der Frischen
Grube in übereinstimmenden Umrissen dargestellt.
Datierungen
· Dach: 15 Proben, davon 9 Proben „nach 1668“
Kurzbeschreibung
und bauhistorische Wertung
Das Gebäude ist bisher nur von Kurzbegehungen im Rahmen der dendrochronologischen
Untersuchung bekannt. Im gesamten Gebäude sind zahlreiche Befunde
des 17. und 18. Jh. nachzuweisen, für die eine detaillierte Dokumentation
und bauhistorische Untersuchung lohnt.
Das
EG des teilunterkellerten Gebäudes als Laden, das OG zu Wohnzwecken
ausgebaut. In beiden Geschossen profilierte Deckenbalken vorhanden.
Treppe zum OG einläufig mit gesägten Brettbalustern. Im Flurbereich
des OGs Transportluke im Fußboden, im DG ein Transportrad mit
Seil, funktionstüchtig. Einige ein- und zweiflügelige Zweifüllungstüren,
Füllungen z.T. geschwungen (18. Jh.). Innenliegende Fenster mit
jeweils neun sehr kleinen stehenden Verglasungen.
Die
Hauptfront zur Runden Grube verputzt, sechs Achsen. An südlicher
Front zur Frischen Grube Teile des Obergeschosses in Fachwerk. Hoffassade,
Giebelflächen sowie der anschließende Anbau ebenfalls Fachwerk.
Die östliche Hoffassade mit Fenster des 18. Jh.: mittiges Fensterkreuz,
halbrund ausgebildeter Kämpfer und Mittelpfosten, liegende Scheibenformate
sowie Aufnagelbeschläge außen.
Die
Dachkonstruktion als Kehlbalkendach mit einer Kehlbalkenlage und einfach
stehendem Stuhl; Dachneigung zur Runden Grube ca. 56 Grad, zur Frischen
Grube an der Nordseite ca. 63 Grad und an der Südseite ca. 52 Grad.
Dach zur Runden Grube mit 14 Gebinden, Firstverbindung als Scherzapfen
mit Holznagel, Sparren-Kehlbalken-Verbindung als Schwalbenschwanzblatt
mit Holz- und Fugennagel. Ostseite 2.-4. Gebinde gerissene Abbundzeichen
in Strichreihung, 5.-8. Gebinde geschlagene Abbundzeichen in römischer
Zählweise, ab dem 9. Gebinde keine Abbundzeichen. Westseite 1.-8.
Gebinde geritzte Abbundzeichen mit Fähnchen in Strichreihung, ab
9. Gebinde keine Abbundzeichen. Die Nummerierung von Süd nach Nord
aufsteigend, mit 2 beginnend bis 8. Am Dachwerk zur Frischen Grube keine
Abbundzeichen erkennbar.
Eigentümer
und Bewohner im 17. und 18. Jahrhundert
· Hinweis: aufgeführt sind im folgenden
nur die Angaben zum Haus, nicht zu den ehemaligen Buden!
· Stadt Camerey
· Jürgen Außborn (Kauf, 1649)
· Herr (Ratsherr?) Marcus Burmeister (Kauf, 1665)
· Berend Albrecht (1671, er hat gebaut); Bürgerbuch: Berend
Albrecht, 23.01.1647, Schiffszimmermeister von Lübeck. Damit wird
die dendrochronologische Datierung und Berend Albrecht als Bauherr bestätigt.
· Berend Albrechts Erben (Erbe, 1713)
· Jochim JungClaus (Kauf, 1713)
· Johan Fridrich Peters (Kauf, 1729)
· dessen Erben, namentlich Erich Peters (Rechtstitel, Erbe und
Kauf, vermutlich vor 1752, nachgetragen)
· Johann Jochim Schmidt (Rechtstitel, Kauf, 1752)
· David Daniel Erdmann (Rechtstitel, unsicher, vermutlich vor
1834, nachgetragen); Bürgerbuch: David Daniel Erdtmann, 17.12.1778,
Kaufmann, Bürgersohn
· dessen Erben (vermutlich vor 1834, nachgetragen)
Literatur
und Quellen
· Institut für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale
in der DDR. Mecklenburgische Küstenregion. München 1990, S.
174.
· Gina Koßbau: Wismarer Häuser des 17. bis 19. Jahrhunderts.
Diplomarbeit, Hochschule Wismar 2003. (masch.schr.)
· Akten der Hansestadt Wismar (Bauordnungs- und Denkmalamt, Stadtarchiv).
· Dendrochronologisches Gutachten der Universität Hamburg,
Fachbereich Biologie,
Dipl.-Holzwirt Sigrid Wrobel,
Juli 1996.